5 Minuten in einer neuen Stadt

Ankommen in einer neuen Stadt ist  für mich immer, als hätte jemand für einen Moment die Zeit aufgelöst. Es existieren immer nur die nächsten 10 Minuten bzw. die Zeit, die bis zum nächsten Reiseschritt geplant ist. Beim Verlassen des Flugzeuges kann ich nicht weiter denken als bis zum Gepäckband, von dort bis zur Bushaltestelle vor dem Flughafen, dann ein etwas längerer Abschnitt bis ich mit dem Bus die Metro Station erreiche, Fahrkarte kaufen, 3 Stationen fahren, die richtige Straße zum Hostel finden. Erst dann formt sich wieder ein wenig die unmittelbare Zukunft. Doch bevor es soweit ist, ist Reisen eine Lektion in dem Fach “Lebe den Moment”. Denn dadurch, dass ich überhapt nicht wusste, wie eine Metro Station in Washington aussieht oder das Fahrkartensystem funktioniert oder schlichtweg, ob es wohl von der Bushaltestelle nach rechts oder nach links zur U-Bahn geht, wird es auch schwierig, in Gedanken schon weiter vor zu preschen. Alles was ich mir während dieser Momente überlege ist nichts als reine Spekulation. Natürlich lässt sich mit einigen Nachforschungen im Internet schon so einiges vorab herausfinden. Routenplaner, interaktive Straßenkarten, Streetview… das alles hilft eindeutig, um sich vor Reisebeginn einen Überblick zu verschaffen. Doch letztendlich sind diese Hilfsmittel begrenzt und verhindern nicht, dass die Fahrt vom Flughafen zum Hostel nicht doch meine volle Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt und mich nicht über die nächten 5 Minuten hinaus denken lässt. Das ist nicht nur eine interessante Erfahrung, sondern gleichzeitig auch so was wie meine Rettungsleine, die verhindert, dass ich vor lauter Ungewissheit in Panik verfalle. Natürlich ist es aufregend, etwas ganz neues zu beginnen, ohne zu wissen als was für ein Mensch man da am Ende wieder heraus kommt. Aber die Kehrseite der Medaille ist Herzklopfen, Anspannung und ein ständiger Wechsel von Zuversicht, dass mir die beste Zeit meines Lebens bevor steht und der Sorge in einer großen fremden Stadt unterzugehen. Sich in dieser Situation trotz aller Müdigkeit voll konzentrieren zu müssen, lässt wenig Raum für Sorge und Schwarzmalerei. Erstaunlicherweise hat bisher tatsächlich alles wie am Schnürchen geklappt. Der Bus war leicht zu finden, die Metro hat mich dahin gebracht, wo ich hin wollte und das Hostel war auch da, wo es sein sollte. Um dem jetlag die Stirn zu bieten (erfolglos, wie dieser Blogeintrag um 5:00 Uhr morgens beweist), hielt ich mich noch einige Stunden wach, bis ich dann um ca. 21.00 Uhr Orstzeit wie eine Tote ins Bett gefallen bin.

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